Seit 1949 hat Deutschland mit dem Grundgesetz eine Verfassung, die uns alle grundlegende Freiheits- und Gleichheitsrechte gegenüber dem Staat garantieren. Neben dem Schutz der Menschenwürde, dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit, dem Recht auf Gleichberechtigung und der Glaubens- bzw. Gewissensfreiheit fußt unser System aber auch wesentlich auf dem Recht der Meinungs- und Pressefreiheit. Doch gerade hier zeigt sich oft, dass die Menschen zwar alle gleich sind, manche aber dann doch etwas „gleicher“. Und dies betrifft oft Menschen aus dem Bereich Spitzenfußball.
Erst im letzten Herbst gab es da ein Ereignis mit Symbolcharakter, als der FC Bayern München zu einer Pressekonferenz geladen hatte – eigentlich eine tagtägliche Normalität im Sportgeschäft. Sicherlich kann es dabei auch mal emotionaler zugehen, wenn man z. B. an die Wutrede von Giovanni Trapattoni aus dem Jahr 1998 denkt. Dessen Worte, die mit „Ich habe fertig!“ geendet haben, hätten Inhaltlich auch zu dem gepasst, was Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Hasan Salihamidžić im Oktober abgeliefert haben: Der Fußball will unantastbar sein und kämpft gegen die Macht der Medien.
So rechneten die drei mit den Medien in Deutschland ab und nannten sie widerlich und respektlos. Grund für den Rundumschlag war das Presseecho nach vier sieglosen Spielen der Münchner. Doch anstatt sich wie üblich mit Gegenmeldungen und Klarstellungen zu Wort zu melden, war diese Pressekonferenz eher eine heftige Gegenreaktion, die den FC Bayern München unter Artenschutz stellen sollte.
Natürlich ist der Fußballverein aus dem Süden der Republik nur als Beispiel zu sehen, denn auch der DFB zeigt sich in Sachen Pressefreiheit wenig offen. Als sich Bundestrainer Jogi Löw bei einem EM-Spiel in die Hose griff und anschließend an seinen Fingern augenscheinlich schnüffelte, war dies im deutschen Fernsehen anfangs nirgends zu sehen. Erst als die Bilder über einen italienischen Sender nach Deutschland gelangten, stellte sich heraus, dass bei Live-Übertragungen hierzulande gewissermaßen eine Zensur stattfindet. Was gezeigt werden darf und was nicht, entscheiden Verbände. Sportverbände, wohlgemerkt.
Bei ARD und ZDF, die seinerzeit die EM 2016 übertragen haben, äußerte man zwar Unmut über diese externe Entscheidungsgewalt. Dagegen vorzugehen, wagte man dann aber doch nicht, was zeigt, dass die Medien gerade vor dem Fußball und seinen Vertretern einen gewissen Respekt haben. Wo andere Prominente mal schnell vorgeführt werden, müssen Fußballer keine große Sorgen haben. Warum ist dies so?
Fußball ist nahezu weltweit DIE Sportart Nummer 1. Er vermittelt Selbstwertgefühl und Anerkennung. Die Spieler und Vertreter der Clubs bzw. der Verbände sind Aushängeschilder, die zwar nicht perfekt sein müssen, aber zumindest sympathisch. Und wenn es doch mal einen Ausrutscher gibt, dann gilt dieser eher als Beleg dafür, dass die Sportler und Funktionäre Menschen geblieben sind – eine Position, von der Politiker, Film- und Musikstars bis hin zu Bossen aus der Wirtschaft nur träumen können.