Die 0:1-Niederlage Dänemarks in seinem EM-Auftaktspiel gegen Finnland geriet zur Nebensache, nachdem das Spiel wegen des Zusammenbruchs des dänischen Spielers Christian Eriksen (Foto) eineinhalb Stunden unterbrochen werden musste. Eriksen war in der 43. Spielminute kollabiert, blieb regungslos liegen und wurde noch auf dem Spielfeld wiederbelebt. Nach Aussagen des dänischen Teamarztes Morten Boesens habe sich der Zustand des 29-Jährigen inzwischen stabilisiert. Es gehe Eriksen den Umständen entsprechend gut, so Boesens. Nach Angaben des Mediziners war ein Herzstillstand die Ursache für Eriksens Zusammenbruchs.
Die Partie wurde schließlich noch am selben Abend fortgesetzt – angeblich auf Wunsch beider Mannschaften. Mittlerweile wurde vielerseits kritisiert, dass den unter Schock stehenden Team-Kameraden Eriksens die Entscheidung über die Spiel-Fortsetzung zugemutet wurde und das Spiel nicht abgebrochen wurde. Finnland gewann am Ende die Partie nach einem Treffer von Joel Pohjanpalo mit 1:0 Toren.
Eriksen wurde noch auf dem Spielfeld „zurückgeholt“
Mannschaftsarzt Boesens schildert die dramatische Szene: Eriksen „war schon weg. Es war ein Herzstillstand.“ Er habe auf der Seite gelegen, atmete, habe Plus gehabt. Aber plötzlich habe sich das geändert und man habe mit der Herzmassage begonnen. Es sei dann gelungen den Kollabierten mit einem Defibrillator zurückzuholen.
Der Zustand des bei Inter Mailand unter Vertrag stehenden Mittelfeldspielers habe sich inzwischen stabilisiert. Er sei bei Bewusstsein, es gab eine Videokonferenz mit den erleichterten dänischen Team-Kollegen. Alle medizinischen Tests Eriksens am Sonntag waren gut, so Boesens. Zu den genauen Ursachen des Herzstillstands selbst konnte der dänische Mannschaftsarzt bislang noch nichts sagen.
Trainer Hjulmand: „Hätten nicht weiterspielen sollen“
Der dänische Nationaltrainer Kasper Hjulmand sieht die Fortsetzung des Spiels am Samstag inzwischen kritisch. Seine Mannschaft hätte nach dem Vorfall um Eriksen nicht mehr auf dem Platz sein sollen, gab Hjulmand Sonntag auf einer Pressekonferenz an. Es sei falsch gewesen, die Spieler über die Fortsetzung des Spiels entscheiden zu lassen.
„Wenn man es mit ein bisschen Abstand aus heutiger Sicht betrachtet, dann muss ich sagen: Wir hätten die Partie nicht weiterspielen sollen“, so Hjulmand.
Ihn plage deshalb ein bisschen ein schlechtes Gewissen. An der EM insgesamt wollen die Dänen allerdings weiter teilnehmen. Nachdem das Mannschaftstraining am Sonntag ausgesetzt worden war, werde man versuchen, am Montag „so gut es geht zur Normalität“ zurückzukehren. Man werde am Donnerstag gegen Belgien „das Beste geben“, so der Trainer.
Auch bei Dänemarks nächstem Gruppengegner Belgien gibt es Ausfälle
Der nächste Gegner Dänemarks in der Gruppe B sind die favorisierten Belgier, die ebenfalls am Samstag 3:0 gegen Russland gewonnen hatten. Sportlich war Belgiens EM-Auftakt also ein Erfolg.
Personell hatten die Roten Teufel allerdings ebenfalls einige Unglücksfalle zu beklagen. Abwehrspieler Timothy Castagne prallte in der 25. Minute mit dem Russen Daler Kuzyaev zusammen. Nach mehrminütiger Behandlungspause musste Castagne ausgewechselt werden. Weitere Untersuchungen ergaben einen Bruch der Augenhöhle. Der in der englischen Premier League für Leicester City auflaufende Castagne muss operiert werden. Für ihn ist die EM vorbei.
In der zweiten Spielhälfte musste Belgiens Coach Roberto Martinez auch Kapitän Jan Vertonghen verletzungsbedingt auswechseln. Vertoghen habe sich eine Verletzung am Fußgelenk zugezogen. Wie lange der 34-jährige Routinier ausfallen wird, war am Sonntag noch nicht klar.
Die nächsten Termine in der Gruppe B
Belgien tritt am Donnerstag, den 17. Juni um 18 Uhr in Kopenhagen gegen Dänemark an. Die Finnen treffen bereits am Mittwoch um 15 Uhr auf Russland. Das Spiel Dänemark gegen Belgien wird im ZDF übertragen. Das Spiel der Finnen gegen die Russen ist nicht im deutschen Free-TV zu sehen.