Trotz aller politischen Dramatik: Die Fußball-Nationalmannschaft der Ukraine hat noch die Chance, sich für die WM 2022 zu qualifizieren. Und das Team von Coach Oleksandr Petrakov will diese Gelegenheit auch nutzen. Mit über zwei Monaten Verspätung steigt am 1. Juni das Halbfinale in den Play-offs zur Weltmeisterschaft 2022 in Katar zwischen Schottland und der Ukraine. Der Sieger der wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine nicht wie eigentlich geplant am 24. März über die Bühne gegangenen Partie gastiert dann vier Tage später im Endspiel in Wales zum entscheidenden Duell um das letzte, noch vakante WM-Ticket Europas.
Während die Vorbereitung der schottischen Nationalmannschaft auf die Begegnung in Glasgow normal verläuft, hat der ukrainische Verband mit alles andere als optimalen Voraussetzungen zu kämpfen.
Ukrainische Profis haben aktuell keine Spielpraxis
Denn ein Großteil des Kaders von Trainer Oleksandr Petrakov, der erst seit November im Amt ist, steht bei Vereinen in der Heimat unter Vertrag, wo die Liga vergangene Woche vom Verband aufgrund der nicht vorhandenen Aussicht auf einen regelmäßigen Abschluss für beendet erklärt wurde.
Eigentlich wäre die Premier Liga Ende Februar aus der Winterpause gestartet, doch der Kriegsbeginn führte zur Aussetzung des Spielbetriebs.
Ohne Legionäre gegen Gladbach?
Folge dessen ist nun, dass zahlreiche Nationalspieler über keine Wettkampfpraxis verfügen, wenngleich die beiden Top-Klubs Dynamo Kiew und Shakhtar Donezk seit Wochen durch Europa tingeln und eine Reihe von Freundschaftsspielen bestritten haben, deren Erlöse den Opfern des Krieges zugute kommen soll.
Aktuell steht noch das für 4. Mai angesetzte Gastspiel von Dynamo Kiew beim FC Basel auf dem Programm, ehe zumindest die bei ukrainischen Vereinen unter Vertrag stehenden Nationalspieler bereits mit der Vorbereitung auf die WM-Play-offs beginnen werden.
Schon ab dem 2. Mai absolviert die ukrainische Nationalelf, freilich noch ohne Legionäre wie Oleksandr Zinchenko (Manchester City), Andriy Yarmolenko (West Ham United), Roman Yaremchuk (Benfica Lissabon) oder Vitaliy Mykolenko (FC Everton) ein Trainingslager in Slowenien.
Testspiel am 11. Mai im Borussia-Park
Von dort wird die ukrainische Auswahl auch zum einen oder anderen Freundschaftsspiel aufbrechen. Bereits bekannt gegeben wurde nun ein Test bei Borussia Mönchengladbach am 11. Mai, wo das Mitwirken von Zinchenko und Co. indes noch unklar ist.
Gespielt wird im Borussia-Park, bei freiem Eintritt für alle ukrainischen Staatsbürger und ansonsten im Vergleich zu normalen Bundesliga-Spielen stark reduzierten Eintrittspreisen. Die Einnahmen aus der Begegnung sollen für wohltätige Zwecke in der Ukraine und für Kriegsflüchtlinge gespendet werden. Eine TV-Übertragung ist angedacht, steht im Moment aber noch nicht fest.
Drei Nations-League-Spiele im Juni
Für die ukrainische Nationalmannschaft sind die Play-offs zur WM in Katar indes nur der Start in einen heißen Juni. Denn im Rahmen der Nations League stehen drei weitere Pflichtspiele auf dem Programm. Ein schnelles Wiedersehen mit Schottland wird es dabei aber nicht geben, da die eigentlich für den 7. Juni angesetzte Begegnung mit den Bravehearts auf den 21. September verschoben wurde.
Zwei Spiele gegen Irland (8. und 14. Juni) sowie eine Partie gegen Armenien (11. Juni) sollen aber planmäßig über die Bühne gehen, wobei im Moment noch offen ist, wo die ukrainische Auswahl ihre „Heimspiele“ gegen Irland und Armenien austragen wird.